Garagengold - Was es bei der Investition in klassische Fahrzeuge zu beachten gibt - Teil 2
- rajanineschmidt
- 7. Sept. 2020
- 2 Min. Lesezeit
Drum prüfe, wer sich lange bindet
Bei aller Euphorie müssen sich potentielle Klassikerbesitzer über eines von Anfang an im Klaren sein: Längst nicht jeder PKW eignet sich als Wertanlage, nur weil der Fahrzeugbrief langsam vergilbt. Der Oldtimer Weltverband FIVA (Fédération Internationale des Véhicules Anciens) hat eine Definition erlassen, die festlegt, wann ein Fahrzeug als ein Oldtimer bezeichnet werden kann. Voraussetzung ist, dass es sich um ein mechanisch angetriebenes Fahrzeug handelt, das mindestens 30 Jahre alt ist. Es muss sich in einem historisch korrekten Zustand befinden, darf also nicht modernisiert oder „verbastelt“ sein. Eine selbstlackierte 80er-Jahre-Schönheit mit überdimensionalem Spoiler, Billig-Felgen zweifelhafter Herkunft und nachgerüsteten Rennsitzen dürfte auf dem strengen Oldtimer-Markt also von Anfang an keine Chance haben. Darüber hinaus sollte der Wagen nicht auf den täglichen Transport ausgerichtet sein und insgesamt wegen seines technischen und historischen Wertes bewahrenswert sein.
„Wichtig ist auch eine möglichst lückenlose Historie des Fahrzeugs und es sollte keine erkennbaren oder unsachgemäß reparierten Unfallschäden haben,“ erklärt Robert Clever. Der KFZ-Meister betreibt eine eigene Werkstatt für Klassiker.
Auch sogenannte Youngtimer, PKW die 20 bis 30 Jahre alt sind und noch kein H-Kennzeichen besitzen, können für Einsteiger mit einem etwas längeren Atem interessant sein. „Es gibt ein paar klare Anhaltspunkte, welche Fahrzeuge Wertsteigerungspotential haben,“ verrät Clever. Marke, Modell, Baujahr, Zustand, gebaute und noch erhältliche Stückzahl und die Eignung für Veranstaltungen oder Rallyes seien wichtige Indizien. „Wenn ein Auto aktuell mehr kostet, als der damalige Neuwagenpreis betrug, ist das ein eindeutiges Signal für eine weiterhin positive Wertentwicklung,“ gibt er einen entscheidenden Tipp.

Vielversprechend für die Wertsteigerung sei auch immer das Image eines Fahrzeugs. Ein Modell, das schon immer sehr beliebt aber eher selten war, habe gute Chancen eines Tages sehr begehrt zu sein. Insbesondere, wenn es hoch motorisiert oder ein Sondermodell ist. „Gerade bei Youngtimern entscheiden sich Käufer häufig für Modelle, die in ihrer Jugend einmal ihr Traumauto, aber damals für sie unerreichbar waren,“ so Clever. Ein Kultauto der 70er Jahre sei beispielsweise der VW Golf I GTI gewesen. Dieses Auto wird durch Unfälle und natürliche Auslese langsam immer seltener. Der Markt hat auf diese Entwicklung bereits reagiert. Im Jahr 2002 erhielt man gute Exemplare noch für 3.500 Euro. Heute zahlen Fans für ihr Traumauto von damals mindestens 20.000 Euro – Tendenz steigend. Dasselbe gilt zum Beispiel für das erste echte BMW 3er Cabrio (E30) und den Mercedes SL (R 107) aus den 80er Jahren. Aber auch einstige „Brot-und-Butter Autos“ wie die Ente von Citroen und der R 4 von Renault haben allein wegen ihres schrulligen Kultstatus schon längst ihren damaligen Neuwagenpreis in D-Mark 1:1 in Euro getauscht. Nicht zuletzt wird der Wert eines Klassikers auch danach bestimmt, welcher Preis auf Auktionen für vergleichbare Modelle oder die Modellfamilie gezahlt wird.
Wer sich bei der Anschaffung unsicher ist, kann sich in diversen Fachzeitschriften oder Jahrbüchern informieren. Viele beinhalten Kauf- und Entscheidungshilfen für konkrete Modelle. Inzwischen gibt es auch Berater, die bei der Kaufentscheidung helfen. Gutachter, Prüforganisationen und Werkstätten bieten für wenige hundert Euro eine Ankaufberatung, die oft auch die technische Überprüfung eines konkreten Fahrzeugs beinhaltet. Markenclubs, die sich auf bestimmte Fahrzeugmarken spezialisiert haben, stehen Käufern oft sogar kostenlos mit Rat und Tat zur Seite.


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