Garagengold - Was es bei der Investition in klassische Fahrzeuge zu beachten gibt - Teil 3
- alfaromeoliebe

- 7. Sept. 2020
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 17. Feb. 2021
Marke und Modell gefunden – und dann?
Glänzender Lack, duftendes Leder, blinkendes Chrom – da kann man sich schon mal schnell verlieben. Aber die Anschaffung sollte nicht rein emotional, sondern gut überlegt sein. Auch wenn man glaubt, das richtige Fahrzeug gefunden zu haben.
„Wenn man nur ein begrenztes Budget zur Verfügung hat, sollte man keinesfalls alles in den Kaufpreis investieren,“ empfiehlt Clever. Es sollte noch Geld vorhanden sein, um die laufenden Kosten zu decken und natürlich für unvorhergesehene Reparaturen.
Wie hoch die Kosten werden können, ist auch hier abhängig vom jeweiligen Fahrzeug. Grundsätzlich gilt die Regel: Je besser der Zustand beim Kauf, umso geringer werden die Reparaturkosten am Anfang ausfallen. „Die laufenden Kosten für KFZ-Steuer, Kraftstoff und Versicherung sind überschaubar. Einkalkulieren sollte man auch eine jährliche Durchsicht in einer Fachwerkstatt,“ rechnet Mechanikermeister Clever zusammen.
Beachten sollte man aber schon vor der Anschaffung, wie die Ersatzteillage für das gewünschte Modell ist. Wenn ein Fahrzeug so selten ist, dass kaum noch Teile für Karosserie oder technische Bauteile beschafft werden können, kann es schnell sehr teuer werden und lange dauern. „Ich besitze einen seltenen Youngtimer von Alfa Romeo, den 156 GTA Selespeed, “ berichtet Autosammler Andreas Schmidt. „Vergangenes Jahr habe ich auf einer Ausfahrt nur eine einfache Plastikabdeckung am Seitenschweller verloren. Ich habe praktisch in ganz Europa danach gesucht – das Bauteil ist einfach nicht mehr zu bekommen.“ Am Ende hat Schmidt es selbst aus einem Kunststoff nachgebaut, der eigentlich für die Herstellung von Surfbrettern verwendet wird. Glück im Unglück, wenn es sich um ein einfaches Karosserieteil handelt. „Es ist mir aber auch schon passiert, dass eigentlich banale Dinge wie eine defekte Benzinpumpe das Auto für Monate an die Garage fesseln, weil so schnell kein adäquater Ersatz zu einem vertretbaren Preis beschafft werden kann.“
Streicheleinheiten erhalten den Wert
Steht das Traumauto dann endlich zu Hause vor der Tür, geht es erst richtig los. Nicht nur in puncto Fahrfreude, sondern auch im Hinblick auf die Pflege. Der Wagen muss regelmäßig gefahren und gewartet werden. „Um die Batterie und das Öl muss man sich bei allen kümmern. Pflicht sollte auch die Unterbringung in einer Garage mit möglichst geringen Temperaturschwankungen und guter Belüftung sein. Frostfrei wäre ideal, dann werden die Dichtungen und andere Gummiteile nicht so schnell spröde. Außerdem sollte der Abstellort einen Stromanschluss haben, um die Batterie an ein Dauerladegerät anschließen zu können,“ zählt Clever auf. Wem also die Pflege seines PKW schon im Normalfall ein Gräuel ist und wer regelmäßige Inspektionen für unnötige Geldmacherei hält, sollte vielleicht doch besser in alten Wein investieren.
Bei allem, was man beim Klassikerkauf beachten muss, wird man aber auch schnell mit viel Freude belohnt: Das Gefühl, wenn die lange Suche erfolgreich war und man plötzlich das Traumauto besitzt, von dem man schon als Teenager immer geträumt hat. Der Geruch, wenn man in einem Auto - ohne Navigationsgerät und Fahrhilfen - im Sonnenschein über die Landstraße braust und das typische Duftgemisch aus Öl und Benzin riecht. Die Begeisterung, wenn man sich mit Gleichgesinnten über die richtige Pflege austauscht, um die glänzenden Chromteile auch weiterhin glänzend zu halten. Der Stolz, wenn man mit dem Auto auf Oldtimer-Veranstaltungen vorfährt und bewundernde Blicke, nicht nur von Gleichgesinnten erntet. Dann wird aus einer lukrativen Wertanlage noch etwas mehr: Ein unbezahlbares Erlebnis und vielleicht auf Dauer ein schönes, neues Hobby.
Ausblick
Auf Käuferseite gibt es im Oldtimermarkt nach wie vor zwei Lager. Auf der einen Seite stehen die professionellen Anleger, die rein gewinnorientiert sind, ein Fahrzeug einkaufen, es halten bis der Preis stimmt und es dann wieder abstoßen. Auf der anderen Seite gibt es diejenigen, die sich für das Fahrzeug begeistern, eine Leidenschaft entwickeln und es tatsächlich als ein erhaltenswertes Kulturgut behandeln und betrachten; eine mögliche Wertsteigerung ist eher Nebensache. Beide Käufertypen passen nicht so richtig zusammen, denn Spekulanten verderben häufig die Preise für die echten Liebhaber. Die extremen Preissteigerungen, die eine Zeit lang durch massenhafte Aufkäufe und Auktionsergebnisse ausgelöst wurden, dürften in Zukunft vorbei sein. Die Marktpreise sind wieder realistischer geworden. Dennoch ist weiterhin erhebliches Wertsteigerungspotential bei etlichen Modellen zu Einstiegspreisen zwischen 5.000 und 50.000 Euro vorhanden. Und dieses ist auf jeden Fall deutlich größer, als bei der Geldanlage auf dem Kapitalmarkt.



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